Fälle patriarchaler und sexueller Gewalt am Theater Erfurt aufdecken!

Tatort Theater

Am Theater Erfurt gehören sexuelle und patriarchale Gewalt zum Repertoire der Machterhaltung. Ihre Machtposition ermöglicht es den Tätern, sich erfolgreich gegenseitig zu schützen und den ihnen untergeordneten Schweigegebote aufzuerlegen und dadurch ein bislang ungebrochenes Kontinuum patriarchaler Gewalt aufrecht zu erhalten. Diese täterschützenden Strukturen beschränken sich nicht allein auf das Theater und sein unmittelbares Umfeld sondern sie ziehen sich bis in den Erfurter Stadtrat und das Umfeld des Oberbürgermeisters. Dabei zeigt sich, dass das Theater kein Raum der irgendwie freien künstlerischen Entfaltung sondern vorallem ein Ort des Zwanges und der Unterdrückung ist, wie sie sich in den fundamental ungleichen Beziehungen zwischen den männlichen Vorgesetzen und ihren weiblichen Angestellten ausdrücken. Letztere haben dann nicht nur den künstlerischen Visionen der ersteren, sondern auch ihren sexuellen Gelüsten zu genügen. In Theaterkreisen ist das Thema keinesfalls neu. Deutschlandweit geraten Theaterhäuser immer wieder wegen Machtmissbrauchs ins Visier der Berichterstattung. Neu ist jetzt, dass die Opfer in der Gleichstellungsbeauftragten eine Fürsprecherin finden.

Im Theater selbst ist es die Aufgabe des Generalintendanten, etwaige (sexuelle) Übergriffe aufzuklären. Diese eigentlich lobenswerte Idee, patriarchaler Gewalt entgegnen zu wollen muss an der Person des Generalintendanten allerdings scheitern: in seiner Position bündelt sich das Aufklärungsgebot mit patriarchaler Macht und wird damit verunmöglicht. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass die Person, die eigentlich mit der Aufklärung betraut ist selbst zum Täterkreis dazu gehört.

Erfurter Verhältnisse

In Erfurt ist Guy Montavon seit 2002 Generalintendant. Nachdem bereits 2019 Fälle sexueller Gewalt aus dem Theater zur Aufklärung ins Rathaus getragen wurden, aber weder damals noch heute aufgeklärt wurden, zeigt, dass Montavon weiterhin in seiner Funktion versagt. Trotzdem stimmte im Jahr 2020 der Erfurter Stadtrat für eine Vertragsverlängerung Montavons nach 2022 um weitere 5 Jahre. Montavon musste außerdem nach Berichten aus Juli 2018 54.000 Euro Strafe wegen Steuerhinterziehung zahlen. Schon allein diese hätte Grund genug geben müssen den Vertrag nicht erneut zu verlängern. Es zeigt sich also, die täterschützende Kontinuität beschränkt sich nicht auf das Theater: Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Bausewein sowie der Stadtrat haben die Fälle damals ins Leere laufen lassen. Heute scheinen – nach einem weiteren Versuch der Aufarbeitung – kommunalpolitische Befindlichkeiten und wahlstrategische Erwägungen dem ganzen im Wege zu stehen.

Nachdem die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt eine Zeitungsanfrage der TA zu den Taten beantwortete, geriet diese ins Schussfeld der Täterschützer. Anstatt zur Aufklärung der Fälle beizutragen und die bisherigen Ermittlungen der Beauftragten zu unterstützen griff die Rathausspitze in Person des Oberbürgermeisters Andreas Bausewein zu Drohungen und anderen autoritären Maßnahmen um die Gleichstellungsbeauftragte mundtot zu machen. Bei den kommenden Kommunalwahlen im Mai 2024 will der Oberbürgermeister Andreas Bausewein erneut kandidieren und versucht dafür die eigene Weste sauber zu halten. Dem stehen die Ermittlungen zu der patriarchalen Gewalt am Theater und die eigenen Verfehlungen im Weg. Bisher steht und fällt die Aufarbeitung mit der Gleichstellungsbeauftragten. Keine sonstige Instanz innerhalb der Stadtverwaltung oder von außerhalb hat den Opfern bisher auch nur versucht eine vertrauenswürdige und verschwiegene Aufarbeitung zu ermöglichen.

Für gegenteilige Behauptungen braucht es mehr als eine Pressemitteilung – wir wollen Ergebnisse sehen.

Die Opfer der sexuellen und patriarchalen Gewalt am Theater Erfurt müssen in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt werden. Aktuell verschleiert der politische Modus stattdessen die konkreten Taten und schützt die Täter weiter. Politische Befindlichkeiten und Machtstreben verhindern eine konsequente Aufarbeitung. Dass die Interessen der Opfer weiterhin hintangestellt werden, zeigt den fehlenden Anspruch zu wirklicher Aufarbeitung. Darunter müssen vor allem die Betroffenen leiden.

Das Ergebnis von Aufarbeitung muss sein: Täter zur Rechenschaft ziehen!